2. Preis Productive City Bruxelles – La Connexion Mabru | Florian Jesch

Auszeichnung 2. Preis

Preisgeld 300 €

Projekt Productive City Bruxelles – La Connexion Mabru

Gestalter*in Florian Jesch

Der Ursprung des Projektes liegt in Überlegungen des Verfassers, einen Beitrag zu einer produktiven Stadt mittels Aktivierung der vielen Brachflächen am Kanal zu leisten, die durch den Niedergang der Industrieproduktion vor Ort in Brüssel entstanden sind. Eine sehr gründliche Analyse – die eingehende Lektüre der Stadtlandschaft – bildet die Grundlage für den städtebaulichen Entwurf. Abweichend von anderen Arbeiten, die gemischt genutzte Hochhäuser als vertikale Stadt vorschlagen, entwickelt der Verfasser ein gemischt genutztes Stadtquartier in der Fläche. Einige Punkthäuser betonen besondere Orte im Quartier. Ansonsten wird mit dem bewährten Vokabular des Städtebaus – Blockstrukturen mit „klassischer“ Traufhöhe, Grünachsen, Quartiersplätze – gearbeitet.

Der Verfasser schlägt vor, die fast vollständig überbaute Senne freizulegen und zu renaturieren. Der neue Grünzug teilt das Quartier nahezu mittig in Längsrichtung. Nordwestlich dieser Grünachse sind vor allem gewerbliche Nutzungen vorgesehen – auch wegen der Nähe zum ‚Canal de Willebroek‘ als Transportweg: Handwerkerhöfe, Gewerbebetriebe, Büro- und Kanzleiflächen, eine Markthalle mit Marktplatz. Ergänzt wird diese Zone durch öffentliche Nutzungen: Hotel, Freibad, Bibliothek, Haus der Kultur. Der vorgelagerte Quartiersplatz ist Verkehrsknotenpunkt.

Südöstlich des Grünzugs finden sich vor allem Wohnnutzungen mit Einrichtungen zum täglichen Bedarf: Supermärkte, Gastronomie. Der grüne Quartierspark ist das Pendant zum steinernen Quartiersplatz. Nach Süden zur Bahnlinie wird das Quartier durch einen Grünzug – den Sportpark – begrenzt, in dem in lockerer Folge Wohntürme über pentagonalem Grundriss mit Innenhöfen aufgereiht sind. Sie dienen experimentellen Formen des gemeinschaftlichen Wohnens mit Kitas und Ateliers im EG.

Die Dachflächen des neuen Stadtteils werden begrünt, zu Terrassen ausgebildet oder nehmen dezentrale Windkraftanlagen auf.
Die Jury würdigt hier den konzeptionellen und nachhaltigen Ansatz zur Umwandlung von Konversionsflächen in eine ‚produktive Stadt‘, die städtebauliche Qualität, die geschickte Zonierung ebenso wie die gelungene Einbindung und Verankerung des Quartiers in den weiträumigen Kontext der belgischen Hauptstadt. Es könnte ein weitgehend autarker Stadtteil der kurzen Wege innerhalb Brüssels entstehen. Das Preisgericht erkennt diesem Projekt wegen seiner ausgezeichneten Qualität bei der experimentellen, eigenständigen Ausarbeitung zu einem vielschichtigen und immer aktuellen Thema – der Konversion von Industriebrachen – den 2. Preis zu.


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